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limitierte individuelle Fotokunst

Ruhe und Geduld

Yosemite Nationalpark

Ich war auf einem Job in Kalifornien unterwegs und ich hatte noch 2 Tage Zeit um eine Tour in den Yosemite Nationalpark einzustreuen, bevor ich die Heimreise antreten musste. Gesagt – getan. Nun ist der Yosemite leider touristisch sehr stark frequentiert und von der Infrastruktur recht gut ausgebaut, die Comfort-Zone der Amerikaner verlangt nunmal danach fast  jeden relevanten Aussichtspunkt mit dem Auto erreichen zu können.

Half Dome erster Versuch

Der Half-Dome ist wahrscheinlich eines der meistfotografierten Motive in Kalifornien, dieser riesige gespaltene Felsen mit seinem berühmten North-Face, der das Tal mit seiner Präsenz optisch beherrscht. Bei meinem ersten Besuch Jahre zuvor musste man noch eine Wanderung machen um einen Punkt zu finden von dem man eine freie Sicht ohne störende Baumwipfel auf den Half-Dome zu erhalten. Bei diesem Aufenthalt war es zu meinem Erstaunen so, dass der Baumbestand am Ausgangsparkplatz komplett entfernt wurde und man von der Strasse aus einen hervorragenden und so gut wie unverstellten Blick auf den Half Dome erhielt – Comfort-Zone halt.

Das machte es natürlich erheblich angenehmer als bei meinem ersten Versuch den Half-Dome zu fotografieren. Der Weg zurück zum Ausgangspunkt wurde durch die Dunkelheit nach Sonnenuntergang recht abenteuerlich, innerhalb von 20 Minuten war es so dunkel, dass man den Weg nicht mehr zu sehen vermochte. Ein unvermitteltes lautes Krachen im Unterholz neben mir ließ mich bis ins Mark erschrecken, Adrenalien schoss mir bis in die Haarspitzen, aus Angst vor einer Begegnung mit einem Bären rannte ich wie ein Besessener durch das Unterholz den Hang hinauf. Komplett außer Atem und ziemlich zerschrammt kam ich am Parkplatz an und musste erst einmal durchatmen. Wieder bei Atem musste ich über mich lachen, denn ich war so dermaßen unvorbereitet in diese Situation gelangt, nicht mal eine Taschenlampe hatte ich dabei, und ein Bär hätte mich in diesem Gelände problemlos eingeholt, wahrscheinlich war es einfach nur ein Ast der durch die schnell sinkenden Temperaturen geknackt hatte.

Warten auf den Sonnenuntergang

Dieses Mal war ich bestens vorbereitet, Taschenlampe hatte ich dabei – brauchte ich aber nun nicht mehr. Also baute ich meine Kamera, in dem Fall eine analoge Plaubel auf und wartete auf den Sonnenuntergang. Zwischendurch als die Sonne noch am Himmel stand hatte ich bereits ein  Motiv geschossen, da ich die sehr reduzierte Fabigkeit der Landschaft sehr schön fand. Zurück zum Sonnenuntergang, die Sonne ging, wie in Kalifornien üblich, recht zügig unter und tauchte die Landschaft erst in ein orangenes und dann in ein immer rötlicher werdendes Licht. Ich machte in größeren Abständen eine Belichtung. Rechts und links neben mir wurde es richtig trubelig, Autos hielten mit quietschenden Reifen, Menschen sprangen heraus machten ein Foto sprangen wieder hinein und fuhren zügig davon. Ein paar Ambitioniertere bauten sogar Stative auf und fotografierten im Sekunden-Takt die sich schnell verändernde Landschaft.

Der besondere Moment

Innerhalb von wenigen Minuten war der Sonnenuntergang vorüber, die Sonne verschwand hinter einem Berg, der die Landschaft in Schatten tauchte. Neben mir wurde hektisch zusammengepackt in die Autos gesprungen und abgefahren. Ich war allein auf dem Parkplatz, die Landschaft wurde zusehends dunkler, die plötzliche Ruhe war überwätigend. Ich machte mich bereit für die finale Auslösung, denn nach ungefähr 10 bis 15 Minuten hatte die Sonne noch einmal ihren großen Auftritt. Zwischen zwei Bergen hindurch schien sie wie durch einen von einem Oberbeleuchter ausgerichteten Spot noch einmal für einen kurzen Moment exakt auf den Half-Dome und tauchte diesen in ein skurriles fast pinkfarbenes Licht. Ein wundervoller Moment, diesen mächtigen Felsen so erleben zu können.

Ok, ich muss zugeben, dass ich um dieses Lichtphänomen wusste, da ich es Jahre zuvor selbst verpasst hatte. Ich hatte damals ebenfalls schon zusammengepackt und wollte mich bei Restlicht auf den Rückweg machen, als ich mich nochmal umdrehte und den Half-Dome in seinem pinken Glanz erblickte, es gelang mir trotz des in Rekordzeit druchgeführten Wiederaufbaus der Kamera nicht mehr rechtzeitig das Motiv noch richtig in den Kasten zu bekommen, das Ergebnis damals war leider etwas enttäuschend, da vom Half-Dome nur noch die Spitze angestrahlt wurde, dadurch war es aber leider dann schon so dunkel, dass es zu der oben beschriebenen Aktion kam.

Aber dieses Mal hatte es geklappt und ich war stolz auf mich, dass ich entgegen meiner sonstigen, manchmal eher ungeduldigen Herangehensweise, die Ruhe und Geduld bewahrte dieses ungewöhnliche Schauspiel zu fotografieren.

Portrait_03

Carsten Görling

Mein Name ist Carsten Görling, ich bin Fotograf, Landschaften und Fotokunst sind meine Leidenschaft.

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